Etwa 2 Jahre lang befand sich die Gewerkschaft ver.di mit dem Dienstgeberverband Diakonische Altenhilfe Hessen (DV.DAH) in Tarifverhandlungen.
Ab 1. April 2022 gilt nun ein in Hessen erstmals zwischen einer Gewerkschaft und einem kirchlichen Träger vereinbarter Vertrag (TV DAH) für rund 1.450 Beschäftigte in immerhin diversen diakonischen Altenpflegeeinrichtungen. Der Sprecher des DV.DAH, Pfarrer Oswald Beuthert, beurteilt das Tarifwerk als „erstmalig branchengerecht und kirchengemäß.“ Ver.di bezeichnet das Tarifergebnis als einen für Hessen historischen Durchbruch. Im Zuge der Tarifverhandlungen sind mehrere hundert Diakonie-Beschäftigte in Hessen der Gewerkschaft beigetreten.
Der Gesamtausschuss der Diakonie Hessen begrüßt dieses Ergebnis außerordentlich, da zuerst im Kleinen der zweite Weg beschritten wurde. Er ermöglicht nach unserem Dafürhalten den Gewerkschaftsmitgliedern unter den Mitarbeitenden eine direkte Einflussnahme auf die zu verhandelnden Inhalte des Tarifvertrags. Zugleich fordert er die tätige Basis durch ihre Mitbestimmung bei der Gestaltung eigener Arbeitsverhältnisse zu wachsender Selbstverantwortung auf. Dies erscheint uns als wichtiger und notwendiger Schritt einer deutlichen landesweiten Aufwertung des Tätigkeitsbereiches. Angesichts der gerade in pandemischen Zeiten sehr problematischen Rahmenbedingen der Altenhilfe darf kein weiterer Aufschub mehr hingenommen werden. Mit einer unaufhaltsam anwachsenden Zahl von Kolleg*innen teilen wir nun die Hoffnung, dass sich nicht nur in Hessen zahlreiche weitere diakonische Unternehmen zusammenfinden, die durch Tarifverhandlungen mit ver.di dazu beitragen werden, eine neue zukunftsfähige Sozialpartnerschaft zu gestalten. Auf diese Weise kann den Pflegeberufen zu mehr Attraktivität verholfen werden, und zwar bevorzugt durch
- eine der Tätigkeit angemessene, also deutlich bessere Vergütung,
- bedarfsgerechte Personalbemessung und
- als deren Folge endlich auch größere Dienstplansicherheit.
Im TV DAH sind u.a. folgende Inhalte geregelt:
- Das Arbeitsverhältnis ist grundsätzlich unbefristet, sofern kein sachlicher Grund für eine Befristung besteht
- Im TV DAH gilt grundsätzlich die 38,5 Stundenwoche.
- Verlässliche Dienstpläne mit grundsätzlichem Anspruch auf ein freies zusammenhängendes Wochenende innerhalb von 14 Tagen und dem Ziel einer Fünf-Tage-Woche.
- Außer an maximal zwei im Dienstplan vorab festgelegten und gesondert vergüteten Tagen im Monat besteht keine Verpflichtung zur ungeplanten Arbeitsaufnahme; Zuschlag pro Vertretungsbereitschaft 30€ plus 25€ bei tatsächlichem Einsatz
- Bei freiwilligem Einspringen aus dem Frei beträgt die Prämie 75€
- Arbeitszeitkonto: maximal plus 80/minus 40 Stunden
- Monatsentgelt: Entgelttabelle TV DAH / Der Großteil der Mitarbeitenden verdient künftig mehr, keiner wird schlechter gestellt
- Jahressonderzahlung: 1.753 € fix (Teilzeit anteilig) / 2023: 1.806 € fix
- Wesentlich höhere Zeitzuschläge als in der AVR.HN für Sonn-, Feiertags- und Nachtarbeit, Wechselschichtzulage; Vergütungsniveau liegt deutlich über AVR
- Überleitung: sollte das Gesamtmonatsgehalt nach AVR im Einzelfall höher sein, wir eine monatliche Besitzstandszulage in Höhe der Differenz gezahlt. Sollten Beschäftigte in den nächsten drei Jahren nach den aktuellen AVR Anspruch auf eine Höherstufung haben, wird zu dem Zeitpunkt das Vergleichsentgelt und ein evtl. Anspruch auf eine Besitzstandszulage neu berechnet
- Entgelterhöhung ab 01/2023 (Monatsentgelte: +3.03 %)
Der Dienstgeberverband Diakonische Altenhilfe Hessen (DV.DAH) ist eine Fachgruppe des bundesweiten Unternehmerverbandes Soziale Dienste und Bildung. Er wurde im Dezember 2018 von Trägern der Diakonischen Altenhilfe aus Hessen gegründet, die Einrichtungen in Nord- und Südhessen betreiben. Der DV.DAH ist von Diakonie und beiden Landeskirchen als kirchlicher Dienstgeberverband anerkannt.
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (kurz ver.di) ist eine deutsche Gewerkschaft mit Sitz in Berlin. Sie entstand im Jahr 2001 durch Zusammenschluss von fünf Einzelgewerkschaften und ist Mitglied im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Mit etwa 1,9 Millionen Mitgliedern ist sie nach der IG Metall die zweitgrößte deutsche Gewerkschaft. Verdi hat 995.153 Frauen und 898.767 Männer organisiert.